Litfass-Säule

litfass_geschichteDie visuelle Verschmutzung der Städte durch „wilde“ Werbung war schon im 19. Jahrhundert ein Problem. In Berlin wucherten an allen Häuserwänden Plakate und Poster. Die Stadt sah schlimmer aus als eine spanische Küstenstraße. So empfand es auf jeden Fall Ernst Theodor Litfaß, der Erfinder der gleichnamigen Säule. Ob der umtriebige Herr – er gründete unter anderem einen Verlag, gab mehrere Zeitschriften heraus, probierte sich als Schauspieler und leitete eine Druckerei, – nun ein Ästhet oder ein cleverer Geschäftsmann war, lässt sich heute schwer prüfen. Wahrscheinlich war er beides.
Um dem Plakat-Wildwuchs Einhalt zu gebieten, entwickelte er seine Annonciersäule, so der ursprüngliche Name, und trat mit seiner Idee an die Stadt Berlin. Diese zierte sich zuerst, aber nach jahrelangen Verhandlungen überzeugte Litfaß die Oberen. Dabei setzte er modernste Handels-Marketingstrategien ein. Er sicherte der Stadt nämlich das Recht zu, Ankündigungen und Depeschen auf seinen Säulen kostenlos zu veröffentlichen, wenn er diese auf öffentlichen Plätzen aufstellen dürfe. Selbstredend boten die Säulen noch Platz für kommerzielle Werbung. Ein schönes Incenitve-Programm. Die Stadt schlug ein. Am 15.4.1855 wurde die erste Annonciersäule an der so genannten „Ziegenbockwache“ in der Münzstraße 23 aufgestellt. Noch im selben Jahr folgten 100 weitere, für die Litfaß das alleinige Vermarktungsrecht hatte. Schnell wurden die Säulen im Volksmund zu Ehren des Erfinders zu „Litfaß-Säulen“ umgetauft. Litfaß starb 20 Jahre später als reicher und angesehener Bürger.
Die Beliebtheit der Säulen ist übrigens ungebrochen. Ende 2005 gab es nach Angaben des Fachverbandes für Außenwerbung e. V. etwa 51.000 Litfaßsäulen in Deutschland.