Schrift

Um 2000 v. Chr. entwickelte das Handelsvolk der Phönizier die ersten Buchstaben (der Ursprung dieser Erfindung ist unbekannt. Es gibt sogar die Theorie, dass ein einzelner Phönizier das Alphabet kreiert hat, was ihn zum größten unbekannten Menschen der Geschichte machen dürfte. Schriftzeichen wie Hieroglyphen gab es zwar schon früher, die geniale Neuerung bestand aber darin, kleinste lautliche Einheiten grafisch zu erfassen. So entstanden die phönizischen Konsonantenzeichen, die allgemein als Ausgangsbasis aller alphabetischen Schriften gelten.
Warum die Phönizier? Dieses Volk, das im heutigen Libanon ansässig war, stand vor einem Kommunikationsproblem: Als Seefahrer und Händler pflegten sie regen Kontakt zu den Mittelmeer-Anrainern. Sie waren gezwungen, mehrere Sprachen und deren bildhafte Schriftsysteme zu beherrschen. Das schrie nach Vereinfachung, denn auch damals galt, Kommunikation soll einfach sein (vielleicht waren sie aber auch schlicht faul). So entwickelten sie eine Synthese aus den verschiedenen Schriftzeichen und reduzierten die Formgebung auf das Wesentliche. Abstrakte Zeichen entstanden.
Und der Stier? Der erste Buchstabe des phönizischen Zeichensystems war der Konsonant aleph. Dieses Zeichen entwickelte sich aus der ägyptischen Bildhieroglyphe des Stiers1). Den Griechen unterlief dann bei der Übernahme des phönizischen Alphabets ein folgenreicher Fehler. Sie interpretierten aleph nicht als Konsonant, sondern als Vokal A. Das Alphabet war erfunden.